Den Ursprung des Kweichow Moutai


Vor übertausend Jahren gab es im Dorf Moutai nahe des Flusses Chishui nur ein Dutzend Dorfbewohner. An der höchsten Stelle des Dorfes standen drei große, ziegelgedeckte Häuser, in denen eine reiche Familie wohnte. Die armen Dorfbewohner lebten in den strohgedeckten Häusern am Flussufer. Die Menschen dort pflegten die Tradition, Schnaps zu brennen. Allerdings war das Verfahren des Schnapsbrennens dieser Dorfbewohner – ob arm oder reich – kein besonderes.

 

In einem Dezember wurde das sonst immer milde Dorf Maotai von heftigen Schneefällen heimgesucht. Es hatte mehrere Tage lang geschneit und es gab keine Anzeichen dafür, dass es damit aufhören sollte. Zu diesem Zeitpunkt kam ein Mädchen in Lumpen und barfuß vom Hang in das Dorf. 

Am Tor der reichen Familie sah das Mädchen mehrere Diener, die mit dem Schnapsbrennen beschäftigt waren. Sie hielt an und sagte: ''Brüder, mir ist kalt. Kann ich etwas von dem Schnaps haben, um mich aufzuwärmen und mich vor der Kälte zu schützen?''

 

Als die Diener sahen, wie das arme Mädchen wie beim Sieben der Streu vor Kälte zitterte, hielten die Diener inne und schauten das Mädchen mitleidsvoll an. Einer von ihnen nahm eine Schüssel und schöpfte etwas Schnaps aus dem Kessel. Dann sagte er: ''Trink das schnell aus. Der Hausherr kommt gleich.''

 

Unglücklicherweise kam in dem Moment, als das Mädchen die Schüssel nahm, der Hausherr zurück. Er riss die Schüssel aus den Händen des Mädchens und schüttete den Schnaps in den Kessel zurück. Dabei schrie er: ''Hau ab! Hör auf mit diesem Mist!''

 

Das Mädchen starrte den Mann verächtlich an und ging wortlos des Weges.

 

Sie lief auf dem gepflasterten Weg, der zum Fluss führte, in Richtung der strohgedeckten Häuser. An einem der Häuser angekommen, sah sie, wie ein Mann mit weißem Bart ein Utensil zum Schnapsbrennen mit Bambusstreifen bereifte. Seine Frau zündete ein Feuer an. Das Mädchen ging zum alten Mann und sagte: ''Großvater, hilf mir!''

Als der alte Mann seinen Kopf erhob, sah er ein armes Mädchen in Lumpen an seinem Tor stehen. Daraufhin sagte er: ''Komm schnell herein. Der Wind weht so stark und es schneit so heftig draußen.''

 

Das Mädchen ging geführt von dem alten Mann ins Haus und setzte sich neben den Ofen. Der alte Mann bat seine Frau, noch mehr Holz in den Ofen zu legen. Dann ging der alte Mann hinein, um eine Schüssel Schnaps für das Mädchen zu holen. Er sagte: ''Trink das. Das wird dich aufwärmen.''

 

Das Mädchen nahm die Schüssel und trank den Schnaps leer, welchen sie mit ''sehr gut'' lobte.

 

Nachdem die Großmutter das Geschirr gespült hatte, wollte sie gebratenen Reis für das Mädchen kochen. Das Mädchen stand jedoch auf und hielt die Großmutter auf. Der alte Mann sagte daraufhin hastig: ''Die Nacht bricht herein und es ist sehr kalt draußen. Wo willst du hin?''

 

Das Mädchen antwortete: ''Ich hab kein Zuhause. Ich weiß nicht, wo ich hingehen soll.''

 

Die Großmutter legte den Schwamm in ihrer Hand hin und kam zu dem Mädchen: ''Wir sind beide arm. Mein Haus ist dein Haus. Meine Tochter ist bei ihrem Onkel. Du kannst deshalb in ihrem Zimmer schlafen.'' Die Großmutter brachte das Mädchen in das Zimmer ihrer Tochter.

 

Kurz darauf schlief die Großmutter ein. Der alte Mann fuhr damit fort, das Utensil zum Schnapsbrennen zu bereifen. Als es immer später wurde, lehnte er sich allmählich auf das Utensil zum Schnapsbrennen und schlief ein. In seinem Traum sah er eine Fee. Die Fee trug eine phönixartige, perlenbesetzte Krone, eine glitzernde, wattierte Jacke mit Schmetterlingsblumen, einen mit Jade geschmückten Faltenrock, eine goldene Halskette und zwei rote Bänder. Sie stand inmitten bunter Strahlen. In ihrer Hand hielt sie eine leuchtende Tasse. Sie schüttete die darin enthaltene Flüssigkeit auf das Dorf Maotai. Plötzlich floss ein klarer Bach aus dem Hügel zum Fluss Chishui. Im Nu verwandelte sich die leuchtende Tasse in einen Stab. Die Fee nahm den Stab und rührte damit im Bach zwischen den drei ziegelgedeckten und den strohgedeckten Häusern herum. Dann verschwand die Fee. Plötzlich hörte der alte Mann ein vertrautes Geräusch: ''Bitte verwende das Wasser aus diesem Bach, um Schnaps zu brennen. Beeil dich, das Wasser fließt zu dir nach Hause.''

 

Der alte Mann wachte auf und war sehr verwundert. Als er die Augen öffnete, sah er, dass der Tag bereits angebrochen war. Er ging ins Zimmer seiner Tochter, fand dort aber niemanden. Dies war nichts Ungewöhnliches. Das Tor war geschlossen. In diesem Augenblick stand seine Frau auf und sagte: ''Mein Mann, letzte Nacht habe ich von einer Fee geträumt. Das war so ein komischer Traum!''.

 

Ohne ein Wort zu sagen, öffnete der Mann die Tür und sah den Sonnenaufgang am östlichen, strahlenden Himmel. Außerdem floss ein Bach durch das Dorf.

 

Der alte Mann holte voller Aufregung einen Eimer und schöpfte daraus mit einer Schöpfkelle einen Eimer Wasser. Er verwendete das Wasser, um Schnaps zu brennen. Der Schnaps war außerordentlich süß und aromatisch. Der alte Mann lud seine armen Nachbarn zum Probieren ein. Alle sagten voller Lob: ''Sehr gut, großartig!''

 

Von da an begannen die Dorfbewohner, das Wasser zum Schnapsbrennen zu verwenden. Überraschenderweise wurde der Schnaps von dem reichen Mann immer schlechter. Sogar seine Krüge waren sauer und stanken. Es dauerte nicht lange, bis der reiche Mann Pleite ging. Dahingegen wurde der Schnaps von den Armen immer besser: rein, aromatisch und süß. Nach und nach kam die Brennindustrie in Schwung, sodass zahlreiche Händler ins Dorf kamen, um Schnaps zu erwerben. Dorf Moutai am Fluss Chishui Schnaps brennen.